Sinn finden 8 Mut &Angst – Lust & Frust

Mut und Angst – Lust und Frust

Lust und Frust – Niederlagen und Siege – Zurückziehen – Sammeln und Austeilen – Abschminken


Wenn ich mich im Zustand der Ohnmacht, des Nicht-Könnens, Dürfens und Wollens erinnere, zurückblicke auf mein Leben, erinnere ich meist nur Situationen, in denen ich nicht das bekommen habe, was ich gebraucht, mir vorgestellt oder ersehnt habe. Natürlich weiß ich, dass ich auch anderes erlebt habe, doch leider sind mir diese Situationen, diese angenehmeren Gefühle gerade dann nicht zugänglich. Deshalb erscheint mir die Gegenwart und Zukunft, mein Leben in diesen Momenten grau und eintönig, schwer und sinnlos. Dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich bis heute durchgehalten habe, dass demnach etwas in mir, meinem Leben doch Sinn und Zukunft gegeben haben muss, auch wenn mir in der Regel meine Niederlagen bewusster als meine Siege sind, wenn ich mich von manchem zurückgezogen und mir so einiges abgeschminkt habe. Ich manchen Frust gesammelt und an anderer Stelle wieder ausgeteilt habe, wenn es zu viel wurde. Das ist zwar mehr schlecht als recht – aber immerhin: Ich lebe!


Jetzt und hier (immer noch und immer wieder) wird es darum gehen, den Wechsel von Mut zu Angst, von Lust zu Frust wahrzunehmen und Möglichkeiten zu finden, zu nutzen, diesen unbefriedigenden Wechsel wieder umzukehren.


Von Frust zurück und vor zur Lust,
von Angst immer wieder zu Mut!


Frustration (blödes Wort: Frust-Ration) fühle ich dann, wenn etwas, das ich beabsichtigt habe, nicht so eintritt, wie ich es wünsche.
Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder wir finden etwas in uns oder außen, das uns hilft, die Situation neu zu bewerten und zu ändern, oder wir müssen warten, bis sich die Bedingungen ändern. Innen oder außen. Je weniger wir glauben, Einfluss darauf zu haben, desto schlimmer. Je öfter wir das erleben, desto unmöglicher erscheint uns eine Änderung der Situation und unseres Gefühlszustandes. So weit, so schlecht.
Bei mir war es die finanzielle Situation seit der Scheidung von meiner (ehemaligen) Partnerin und Familie, die unwürdigen Trennungswehen, sowie der schleppende Aufbau meiner Praxis, alles Dinge, die das Infragestellen meiner ganzen Person zur Folge hatten. Obwohl ich weiß, dass anderswo auf der Welt, ja sogar in meiner näheren Umgebung Menschen ein viel schlimmeres Los ertragen und meistern müssen, half mir das in der Vergangenheit nur sporadisch, mich mit meiner Situation besser zu fühlen. Meist neigte ich zu allem Überfluss noch dazu, überhaupt alles negativ zu sehen, sowie wohlgemeinte Ratschläge guter Freunde und Hilfeangebote missmutig auszuschlagen. Wenn ich mir dies dann auch noch eingestehen musste, trug das nicht gerade zu meiner Erheiterung bei.
Eigentlich genial! Trick 17 mit Selbstüberlistung!


Du merkst schon: Auch ich hatte und habe dieses Buch bitter nötig. Zwar gelingen mir bei anderen immer erstaunlichere Heilungen. Doch wie das so ist, fällt es uns bei Mitmenschen immer leichter, Lösungen zu finden.


Deshalb: Auf los geht’s los!

Die Speicher-Übung


Vorüberlegungen:


Nehmen wir das Wort Speicher einmal wörtlich! Wie so oft zeigt uns unsere Sprache, wie wir mit unserem Unterbewusstsein Kontakt aufnehmen können. Oder wie es uns indirekt auf Erinnerungen hinweist, die immer noch einen Wert oder eine Aufgabe für uns haben. 


Darum teste zu Anfang, welcher Deiner Sinne am einfachsten das Erleben eines Gangs auf (D)einen Speicher ermöglicht! 


Ob es nun der von mir erwähnte Staub ist, der in der folgende Übung Deine Nase unter das Dach führt, der Blick, der zur obersten Stufe wandert, der Klang knarzender Stufen, oder die Wärme unter dem Dach, die Du schon beim Aufstieg in den Speicher deutlich spüren kannst, es sind ganz alleine Deine Sinne, die Dich auf diese spielerische Weise in Deine lebendigen Erinnerungen geleiten. Sie ermöglichen Dir so, Deine Erfahrungen zu würdigen und zu entscheiden, welchen Stellenwert und welchen Raum sie noch in Deinem Erleben einnehmen dürfen.


Bei mir selbst ist es entweder die quietschende Türe vor der Treppe, das Gefühl des metallenen Rings am Ende des Schlüssels, bevor ich ihn herumdrehe oder ich sehe mich diesen verdammten Stock mit dem weißen Plastikhaken am Ende suchen und höre danach das Knarzen der Federn, wenn ich die Türe herunterziehe. Dann ahne ich schon die Wärme unter den Ziegeln.


Doch bevor wir uns im Speicher umsehen, folgen noch ein paar einleitende Sätze. Gedulde Dich noch etwas und warte auf meine Aufforderung!


Ich weiß natürlich nicht, was Dir nachher Deine Aufmerksamkeit in im Erinnerungsspeicher zuerst zeigen will, wenn Du erst oben angekommen bist! Denn jedes Möbelstück dort könnte uns eine eigene Geschichte erzählen.
Vielleicht gibt es eine Kiste mit Büchern, alten Zeugnissen, längst vergessenen Briefen. Schränke mit alten, muffig riechenden Kleidern. Vom längst vergessenen Strampler zum Stenz unseres Großvaters. Und Kisten, von denen wir wissen, dass wir doch etwas mehr Zeit benötigen, wenn wir sie einmal geöffnet haben.


Wir dürfen entscheiden! Du darfst entscheiden!


Egal, was es ist, was wir in dieser Übung wiederentdecken: All dies dürfen wir noch einmal in die Hand nehmen, es betrachten, daran riechen, bevor wir uns entscheiden, es zu behalten oder aber wegzuwerfen. Egal, ob wir der Typ Mensch sind, der radikal sagt: „Weg mit dem alten Krempel!“ oder ob wir gefühlte Stunden damit verbringen, in Kisten zu wühlen und alte Liebesbriefe zu lesen. Auf jeden Fall wird sich jeder ganz persönlich entscheiden, was noch wert ist, aufgehoben zu werden. Vielleicht auch nur es neu und sinnvoller zu ordnen und genauer hinzuspüren, was Du jetzt und hier bereit bist, zu entsorgen. 


Endlich!


Vielleicht ja anfangs widerstrebend, aber dann trotzdem!


Damit wieder Platz in Dir für neues Erleben ist, darfst Du Dich gerne einem Teil Deiner Vergangenheit entledigen. Zumindest der Erinnerungen, die für Dein Heute keinen erkennbaren und stärkenden Wert mehr haben.


Wenn Du erkennst, dass es notwendig ist, wirst Du Dich davon verabschieden  und damit auch von altem Schmerz oder der Trauer über verlorenes Glück. 


Vielleicht magst Du aber auch etwas verschenken, wenn Du erkennst, dass die Lektion, die Du daraus gelernt hast, einem Mitmenschen das Leben leichter machen kann. Wie das passiert, wird sich Dir dann in absehbarer Zukunft ganz von selbst zeigen. Vielleicht taucht ein Freund auf, der Dich im Gespräch ganz nebenbei darauf bringt, dass Du etwas bereits überwunden hast. Oder Du ertappst Dich, dass Du in einer Situation anders reagierst. Eventuell probierst Du etwas, das Dir vorher nicht geschmeckt hat, und es ist gar nicht so übel. Oder Du bemerkst plötzlich, dass das Parfüm Deines Kollegen oder Deiner Kollegin sehr angenehm riecht, obwohl Du es vorher noch nie beachtet hattest. 


Doch das ist Zukunft, die nach Deinem Sichten und Aufräumen kommen wird!


Zuerst gehst Du auf den Speicher Deiner Erinnerungen und lässt Dich von Deinen Impulsen leiten!


Was darf bleiben und was darf weg?


Ich kann nicht wissen, in welcher Form sich Deine Erinnerungen auf dem Speicher der Seele gleich zeigen werden. Doch ich bin sicher, dass Deine Seele Dich nur diejenigen Eindrücke entsorgen lässt, die Du leicht entbehren kannst und ohne die Dein Leben wieder lebendiger wird. Sicher gibt es außer auf dem Speicher auch im Keller Dinge, die Dir nur noch den Platz nehmen, im Weg stehen und besser auf den Speicher (in den Mülleimer, den Sperrmüll) zu den anderen überlebten Erinnerungen passen.


Doch bleibe vorerst im Speicher!


Den Keller, die Gerümpelecke oder Schublade, den übervollen Kleiderschrank, die Garage darfst Du Dir gerne später auch vornehmen. Wenn Dein Unterbewusstes einmal erkannt hat, dass Du ihm bei seiner schwierigen Arbeit hilfst und es damit entlastest, wird es Dich sicher darauf aufmerksam machen. Oft sogar, ohne dass Du dafür vorher visualisieren musst. 


Tu Dir den Gefallen, suche Dir eine bequeme Stellung im Sitzen oder Liegen und  ziehe Dich für einige Minuten in Dein Inneres zurück. (Ich selbst mache so etwas gerne bei einem Waldspaziergang. Der Rhythmus beim Laufen ist für mich als kinästhetisch orientierter Mensch wie Meditation.)
Falls Du später noch etwas vorhast, stelle einen Wecker oder bitte einen Mitmenschen, Dir zu gegebener Zeit einen Hinweis zu geben. Sorge dafür, dass Du bis dahin nicht gestört wirst. Vielleicht magst Du sogar Dein Smartphone auf lautlos stellen.



Da die meisten Speicher bei uns Menschen übervoll sind, fühle Dich eingeladen, diese Übung zu wiederholen, sooft Du das Bedürfnis verspürst!

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