
Zusammenfassung Sinne + Augenzugangshinweise
Jetzt und hier zählt jedoch nur das, was Du im Moment wahrnimmst!
Sinnigerweise.
Die Frage ist nur, wie wir bisher wahrnehmen! Wollen wir alles so lassen, wie es ist? (Dann hätte ich diese Zeilen nicht geschrieben und Du das Buch nicht gekauft!) Oder wollen wir schauen, welche unserer Fähigkeiten uns dabei helfen können, unsere Wirklichkeit so zu gestalten, sie zu komponieren, neu zusammenzusetzen, wie es unserem heutigen Geschmack und unseren Fähigkeiten entspricht. Sie so zu entwickeln, dass wir uns gern auf den Weg in eine rosige oder gar glänzende Zukunft machen? Auf dass wir wieder ganz entspannt das Leben spannend finden können.
Wäre das nicht eine dufte Vorstellung?
Die Augenzugangshinweise
Oft bemerken wir, dass Menschen uns im Gespräch nicht direkt anschauen. Die Annahme, dass jemand, der uns nicht in die Augen schauen kann, ein schlechtes Gewissen hat oder uns schaden will, ist in den meisten Fällen zu kurz gegriffen. Sicher kommt es vor, doch meist hat es andere Gründe.
Der Mensch ist vielleicht schüchtern und geht so potenziellen Machtkämpfen aus dem Weg.
Dein Gegenüber muss sich stark auf das konzentrieren, was er sagen möchte.
Oder er benötigt Raum, um sich genau zu erinnern.
Fast jeder von uns hat schon Freunde gefragt, wie es im Urlaub war. Wahrscheinlich ist es uns nicht aufgefallen, doch garantiert hat der Antwortende bei dieser Gelegenheit knapp an uns vorbeigeschaut. Denn wir haben nach einem emotionalen Inhalt gefragt und er versucht beim Erzählen das ganze Erleben noch einmal als Bild oder Film vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen. Wenn wir denjenigen dann beobachten, werden wir sehen, dass seine Augen dabei in dem Bild herumwandern. Obwohl das noch nicht die als Überschrift angekündigten Augenzugangshinweise sind, zeigen sie jedoch, dass wir beim Erinnern Bilder auf unsere Netzhaut projizieren. Wir stellen uns die erlebte Situation noch einmal im wahrsten Sinne des Wortes vor. Das Bild oder der Film braucht einen freien Platz. Blickte der Freund uns an, ständen wir als starker Reiz in der Gegenwart vor der Erinnerung und würde sie so erschweren.
Hat man als Interessierter oder Therapeut etwas Übung, kann man mit der Zeit an den Augen des erinnernden immer mehr erkennen. Unter anderem die Entfernung, die Größe des Vorgestellten, sogar ob es farbig oder schwarz-weiß und mit welchen Emotionen die Erinnerung verbunden ist. So sind schlimme Erfahrungen auch in der Erinnerung meist viel zu nah, wenn man sich bis jetzt nicht genug davon distanzieren konnte. Oder angenehme Erfahrungen zeigen sich oft in riesigen Bildern oder gar Sensorround. Das ist eine Ebene, deren Informationen man in der Therapie ausgezeichnet nutzen kann.
Die andere Ebene, bei der man dann von Augenzugangshinweisen spricht, ist jene der Richtungen, in die unsere Augen blicken, wenn wir nicht eine ganze Situation erinnern wollen, sondern nur einen Schlüsselreiz in der Blickrichtung entdecken.
Grundsätzlich und vorrangig gilt, dass ein Reiz dort erinnert wird, wo er ursprünglich herkam. Logischerweise kann man das bei den Ohren, der Nase und dem Geschmack am deutlichsten beobachten.
Saß der Vater bei seiner Standpauke rechts von uns, wird unser Blick in der Erinnerung daran kurz nach rechts zucken.
Bei der Erinnerung an einen Typen, der uns sexuell bedrängt oder gar missbraucht hat, sind es die aufgezwungene Nähe, die Angst im Bauch und sein widerlicher Atem, der uns nach unten Richtung Nase und Bauch blicken lässt. Hier ist dann das dazu passende Bild meist riesig, und viel zu nah und die Angst ist an aufgerissenen Augen zu erkennen.
Bei der Frage, was am gestrigen Menu denn am besten geschmeckt hat, werden die Augen auch nach unten wandern. Richtung Mund und erinnertem Teller.
Bevor die Augen bei einer Erinnerung in die spezielle Sinnesrichtung gehen, wandern sie kurz erst einmal nach oben Richtung Frontallappen. Dort werden unsere Bilder gespeichert. Es gibt dort eine Richtung für die Vergangenheit, das gespeicherte Bild und auf der anderen Seite die Zukunft, in der wir erinnerte Bilder neu zusammensetzen. Also aus Rosa und Elefant in unserer Fantasie einen rosa Elefanten machen. Zukunft ist es deshalb, weil es den rosa Elefanten in der Regel nicht gibt und wir ihn uns erst konstruieren müssen.
Größtenteils sind Rechtshänder so organisiert, dass sie ihre Vergangenheit links und die Zukunft rechts von sich verorten. Je nach Erfahrungen entwickelt jede*r seine eigene Zuordnung. Diese verfestigt sich im Laufe des Lebens. Konflikte ergeben sich, wenn z.B. man als Kind links neben einem beängstigenden Vater saß und sich deshalb beim Blick nach rechts oben duckte, bzw. später emotionale Schwierigkeiten beim Blick in diese Richtung bekommt. Dann ist wortwörtlich der Blick in die Zukunft versperrt. Dadurch werden Zukunftsvisionen erschwert und oft die nötige Motivation und die daraus entstehende Tatkraft blockiert.
Auch hier spielt die Distanz der erlebten Dinge eine große Rolle. Diese kann man sehr deutlich beobachten. Sehr unangenehme Erlebnisse, die Abwehrmaßnahmen auslösen, sind oft in der Erinnerung viel zu nah. Damit verbundenen Emotionen sind verständlicherweise so stark, dass wirksame, oft überschießende Abwehrmechanismen greifen. Diese können von äußerster Distanzierung, über Angriffe bis hin zu starken körperlichen Reaktionen führen.
Deshalb rate ich dringend dazu, starke Traumata nur mithilfe eines professionellen und erfahrenen Helfers anzugehen!
Es gibt auch Menschen, die ihren Zeitstrahl durch sich hindurch wahrnehmen. Diese befinden sich deshalb immer mitten im Jetzt. Was hinter ihnen liegt, interessiert sie weniger und nach vorn geht der Blick. Dies ist hilfreich, um ohne störende, wortwörtliche Rücksicht der Vergangenheit zu entkommen und natürlich um Ziele zu erreichen. Störend im Zusammenleben ist dabei leider die mangelnde Distanz und starke Emotionalität. Die zu den eigenen Gefühlen, deren Beherrschung und natürlich dann auch in der Kommunikation mit der Umwelt.
Personen, die jedoch überwiegend alles aus größerer Distanz betrachten, fühlen dabei weniger und können so ungestörter von lästigen Emotionen planen. Das ist eine nützliche Fähigkeit, wenn man Manager ist. Durch die große Distanz fehlt in diesem Modus natürlich auch der Zugang zu den Emotionen. Wir erleben die Menschen dann eher als unnahbar und kalt und sie haben dann in den meisten Fällen auch keine Empathie zu den Schicksalen, die sie hinterlassen.
Man kann sehen, dass auch hier die goldene Mitte die bessere Alternative ist. Auch hier macht uns die Fähigkeit zum freien Wechsel unseres Fokus gleichzeitig menschlicher und erfolgreicher. Um diesen freien Fokus zu ermöglichen, dürfen wir aber überhaupt erst mal erkennen, dass es diese verschiedenen Blickwinkel in uns gibt und wo wir persönlich unsere Blockaden haben.
Erst dann können wir selbst daran etwas ändern. Oder uns professionelle Hilfe holen!
In den nächsten Kapiteln werden wir das bisher im Buch Erfahrene nutzen. Besondere Visualisierungs-Ubungen werden uns unterstützen, neue Wahrnehmungsmuster zu testen und dadurch alte Schutzfunktionen updaten.
Denn viele Hemmungen und Ängste sind mittlerweile in unserem Leben nicht mehr nötig und so manches Problem verschwindet schon alleine deshalb, weil so die Kräfte für die Lösung frei werden, die wir vorher für dessen Abwehr benötigt hatten.
