Spossenplanet
Spossenplanet

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sprossen

 

Als die Sommersprosse über sich hinauswuchs, ihre Triebe stückchenweise gen flauschigen Mösenhügel schob, dachte sie dabei nicht im Geringsten an die schönste Nebensache der Welt. Es wäre dann doch ein zu verwegenes Ziel. Unnütz zugleich.

 

Denn wer von den fleischigen Wirtsplaneten beachtete dort schon etwas so Kleines wie eine Sommersprosse. Ausserdem hatte ihr die süße Nachbarin - deren Ränder so fein und liebst gezackt sind, seufz - von einer Verwandten berichtet, die sich einmal bis dorthin gewagt hatte. Diese Verwegene hatte gerade noch flüchten können, nachdem ein anderer nackter Fleischplanet mit ihrem kollidiert war und es so fürchterlich geschauklet hatte, dass sie in ihrer Not die angestammte Haut verlassen und fast auf den anderen Planeten hat umsteigen müssen.

 

Eine grausige Vorstellung, bei der unsere zarte Sommersprosse arg erschrack. Nein. Da würde sie sich lieber nach der ach so entzückenden Nachbarin hin verzehren und verzerren. Währenddessen dürfte nur kein Scharfer-Stahl-Planet ein Auge auf sie werfen, sonst bestände die Gefahr flugs ganz von der Heimathaut geschnitten und nach einem kurzen schwerelosen Flug und einem lauten blechernen Klapp in ewiger Dunkelheit zwischen derben Lappen und anderen stinkenden Abfällen langsam elendiglich zu vertrocknen.

 

Ja - das Leben der gemeinen Sommersprosse kann durchaus gefährliche Abenteuer überstehen und auch grausame Wendungen erfahren. Drum sprosse, was ein schlaues Fleckchen sein will, stets am selben Platze. Dort mag es, wenn das Glück ihr hold, gemeinsam mit ihrem warmen Fleischplaneten steinalt werden und mit ihm freudig in den kalten Sprossenhimmel eingehen. Dorten würde sie endlich erfahren, ob es die ominösen, so ungehormsamen Wintersprossen wirklich gibt und ob sie grün und blau sind, wie die Alten es ihnen immer erzählten.