Nilkro, der Weißwurstkönig von Kairo
Nilkro Kodil, der nationale ägyptische Fleischereiverbandsvorschwitzende kratzt sich ausgiebig am Schritt. Zu anderen Zeiten hätte er Sack gesagt, doch in seiner heutigen Position kann er das nicht mehr tun, ohne sich einen geharnischten Rüffel seiner Frau einzufangen. Nerfa Kodil-le-Tante kam im Gegensatz zu ihm nähhmlich aus einer vornehmen Familie und hatte es sich zur Aufgabe gemacht ihren etwas unbeholfenen Gatten zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft zu formen. So kann sie in dieser Ehe wenigstens einen Sinn sehen.
Nicht dass ihr der Überfluss (Krokodile im Über-, Ober- und Unterfluss pflegte Nilkro gerne unter Beteiligung seines goldgeschwängerten Gebisses breit grinsend zu sagen) an ägyptischen Pfund (nicht etwa die am Äquatorus ihres Göttergatten) kein angenehmes Leben böten. Nein. Sie genießt es, sich täglich die Zehen von den Regenbogenfischen, wie sie sie selbst nennt (Garra Rufa klingt zu sehr nach einem Geschäftspartner ihres Mannes, den sie nicht ausstehen kann), anknabbern zu lassen oder zum sündhaft teuere Krokoleder-Handtaschen in Paris und Mailand Kaufen zu fliegen.
Das mit den Fischlein sei besser als Sex, pflegt sie zu ihren Freundinnen zu sagen. Zumindest dem mit dem eigenen Mann! Und dann lachen sie immer alle laut und hämisch. Ihre Freundin Murksa brachte es letztens auf den Punkt: Zum Glück fliegen die Männer weiter außen im Lebenskarussel und werden früher ausgeklinkt! So bleibt uns neben diesem angeheirateten Kainsmal wenigstens noch etwas Spaß. Besonders lustig fanden die Damen das, weil Murksas Liebhaber Abel heißt.
Aber zurück zu Nilkro: So wie er da steht, vor seinem Spiegelbild und sich ausgiebig ... aber das hatten wir schon - freut er sich wie ein Schneekönig (er kennt Schnee von seinen Treffen mit den bayrischen Metzgern, von denen er sich am Anfang seiner Karriere Rat für die Rezepte seiner Krokodils- Weißwürste geholt hat) auf die Stunden nach dem Staffellauf durch die Politiker- und Filmstarmeute (Er verwechselt hier Staffellauf mit Spießrutenlauf, doch erstens treibt er weder Sport, noch war er jemals beim Miltitär und zweitens steht er immernoch daheim alleine vor dem Spiegel).
Nilkro läßt seine Goldkronen blitzen und grinst sich selbst richtig unverschämt an. Es hat ihn gerade mal zwanzig Pfund gekostet, den zweiten Geiger zu bestechen. Dieser wird im fünften Satz den vierten Ton so falsch spielen, dass seiner holden Nerfa ihre dritten Zähne zu vibrieren beginnen und sie keine zwei Minuten später einen mohammedmäßigen Migräneanfall hat und sofort nach Hause muss (eigentlich sagt er wegen ihres Aussehens Muräneanfall, doch da sie ihn gerade gerufen hat, ob er jetzt endlich fertig sei und die rote Krawatte anhätte, traute er sich das nicht einmal mehr zu denken). Nach dieser leider, leider verdorbenen Harmonie wird er sich mit Mahmud und Zorg dezent zurückziehen und das deutlich angenehmere Klangbild von Nina und Zoe im Baladi Sharezade genießen. Den roten Slip mit dem Klettverschluss hat er vorsorglich schon mal angezogen.
Er ist zwar nicht so gebildet wie sein Weib, doch auf den Kopf gefallen ist er auch nicht. Wäre sie nicht eine Tochter des Najib Muhafiz, könnte sie demnächst in den Baladis die Kloaken putzen, statt sein Geld in den Hauptstädten Europas für Krokohandtaschen hinauszuschmeißen. Er schaut erneut in den Spiegel. Die rote Krawatte sitzt und er muß zähneknirschend eingestehen, dass seine Frau gar keinen sooo schlechten Geschmack hat. Zumindest hat sie mit der Krawatte und ihm die allerbeste Wahl getroffen!
"Ja, mein Täubchen - ich fliege!"