Lattebausch

 

Ein Wattebausch war es nicht, mit dem sie ihn bewarf. Wattebäusche waren nicht so ihr Ding. Es war ein Paddel aus ihrem Kanu. Nur eines der Paddel - weil sie das andere wohl unterwegs verloren hatten. Das was er festgezurrt hatte, oder es zumindest vorgehabt hatte. Verloren irgendwo auf der Autobahn. Das Ding hatte ihn mitten auf der Stirn getroffen. Bumm!

 

Ganz so wie der Schlag an Silvester, als er auf dem Heimweg nachts diesem zwielichtigen Typen ausweichen wollte, auf die andere Strassenseite gewechselt war und - bumm- gegen diesen vermaledeiten Laternenpfahl geprallt war. Hinterher war er noch unsicherer auf den Beinen und mit einer dicken Beule nach Hause gekommen. Der zwielichtige Typ war gar keiner gewesen, hatte ihm aufgeholfen und sie waren zusammen zu Anette, seiner am nächsten Morgen Verflossenen mehr gewatschelt und geschwankt, denn gelaufen.

Damals wusste er die Tage und Wochen danach nicht, ob er dem Typen dankbar sein sollte oder ihn hassen. Scheinbar war er zuhause sofort eingeschlafen und - nun ja - hatte sich sein Helfer als Troubadur herausgestellt. Als er Anettes Gitarre in der Ecke erblickt hatte, konnte er die Finger nicht von ihr lassen. Zuerst von der Gitarre, dann von Anette. Und Anette war unter seinen spielenden Fingern dahingeschmolzen.

Heute allerdings war er froh darüber und Achim war mit der Zeit sein bester Freund geworden. Sein Retter sozusagen, bei dem er voller Erleichterung immer wieder den Eheberater und Tröster spielen durfte. Denn- hatte ich es schon erwähnt - Anette liebt Troubadure in allen Größen und Ausführungen. Okay, auch Achim tief und inniglich, doch eben auch andere, wenn auch immer nur kurzfristig, doch immer wieder. Wenn er daran dachte, wie es für ihn geworden wäre, wenn sich der an Weihnachten zuvor angesteckte Verlobungsring in einen Ehering verwandelt hätte... . Hätte, hätte, Boxspringbette!

Ausserdem läge in seinem Boxspring heute keine süße Sylvie, die immer mal wieder, wenn er etwas angeschickert nach Haus kam, in dieser für sie so amüsanten Wunde bohren musste. Aber eben mit Happy End! Im Wahrsten Schweiße des Angesichts! Denn danach durfte er nach einer kurzen Rangelei ausgiebig in ihr stochern. Wund waren sie nach Stunden dann beide. Aber sauglücklich!

 

Zu sich kam er, als zarte Lippen seine brennende Stirn küssten und der erschrockene Blick von Sylvie ihn um Entschuldigung bat. Unter dem nun wieder zärtlichen Blick auf ihn, der er auf dem Campingplatz von St. Croix de Verdon auf dem Rasen lag. Mit Beule wie damals, als er ... Oh, das hatten wir ja schon!

Nun ganz wach, erschrak er! Hoffentlich hatte das unterwegs verlorene Paddel nicht zu einem Unfall geführt!

Ein weiterer Kuss und die helfende Hand von seinem Schatz und die Worte: " Der Nachbar hat angerufen. Ob das unser Paddel ist, was vor seinem Haus auf der Strasse liegt?" ließen ihn aufatmen und katapultierten ihn beim nächsten Kuss augenblicklich in den Urlaub.

 

SSS - Sommer, Sonne, Sylvie - was will Mann mehr?