Apanage

Üppig war die Apanage wirklich nicht. Käme sie aus der Oberschicht, müsste sie sie sogar eher kärglich nennen. Was waren schon siebentausend Euro im Monat, wenn Frau mindest jedes zweite Wochenende nach NY fliegen musste? Wer wusste schon, wie schwierig es gewesen war, diese Strümpfe mit Hahnentritt-Muster zu finden und vor allem, wie laufmaschenaffin dieses edle Gewebe zu sein pflegte?

Wollte er weiterhin seine Vortragsreisen mit einer tadellos gepflegten und gekleideten, stets loyalen Begleitung schmücken, musste er schon etwas tiefer in den Geldbeutel greifen. Schließlich ging es ja auch um sein Renomme!

Sie würde also auf der nächsten Reise etwas fremdeln, um sich seiner verstärkten Aufmerksamkeit zu versichern. Ein oder zwei sehnsüchtige Nächte, in denen sie sich leider Gottes unpässlich zeigen müsste, würden seine schleichende Metamorphose vom spendablen Lüstling zum bauchansatzlastigen Möchtegernwerauchimmer vielleicht nicht zur Gänze rückgängig machen, doch wollte er nicht ihre Gunst riskieren, war die leise Vorahnung eines drohenden Verlustes zum jetzigen Zeitpunkt dringendst geboten.

Bisher hatte dieser Wink mit dem Zaunpfahl immer gewirkt. Die Aussicht, nur noch auf ehelichen Gelegenheitsbeischlaf angewiesen zu sein, würde ihm sicher eins ,zwei, drei Tausender mehr aus der Börse locken.
Sicher - sie mochte den Mann wirklich und wollte ihn nicht enttäuschen. Doch seinen eigenen Wert zu kennen, war ein zu hohes Gut, um es für einen Mann aufzugeben! Da war Frau gern bereit, auch ab und an ein paar etwas ungemütlichere Tage in Kauf zu nehmen.

Schließlich lockte neben dem schnöden Mammon auch noch der unvergleichliche Rausch des Versöhnungssex!
Sehnsüchtige Männer gaben sich nach etwas aufgezwungener Abstinenz zumindest kurzzeitig wieder mehr Mühe und Frau kam dabei auch zur Abwechslung mal auf ihre Kosten. Dies Vergnügen hatte sie selten genug!

Apropopo Kosten: Die Kosten-Nutzen-Abwägung ging schließlich bei dieser Rechnung eindeutig zu ihrer beider Gunsten aus. Deshalb konnte sie ruhig alle Skrupel zur Seite legen. Schließlich war es neudeutsch ausgedrückt eine Win-Win-Situation!
Also, auf in den Kampf!