BahnWahn

 

 

Endlich, endlich Rente! 

 

Die letzten Jahre mit Corona und Unterbesetzung im Heim hatten mich mental und körperlich wirklich geschafft. Nun, da ich nur noch einen Minijob dort habe und in den letzten Monaten viele Überstunden sammeln konnte, darf ich mir volle drei Monate meinen Traum erfüllen.

 

Der Wunsch entstand damals, als ich noch jeden Morgen mit dem Zug von Friesenheim nach Baden-Baden fuhr. Meist noch etwas müde, stellte ich mir vor, wie es wäre, einfach sitzen zu bleiben und so lange mit zu fahren, bis ich Lust hätte, an einem Bahnhof auszusteigen und das dortige Städtchen, sowie die Landschaft drumherum zu erkunden. 

 

Nun erfülle ich mir diesen Wunsch. Dank gebührt Christian, meinem Chef, der mir das ermöglicht, weil das spannend findet und mir deshalb die Monate im Dienstplan freihält. 

 

  Schon Mitte Dezember hatte ich mir die Fahrkarte gekauft, denn zu dem Zeitpunkt war sie um 20% günstiger (Mehrmals im Jahr gibt es solche Angebote! - Ein Klick aufs Bild oben öffnet die Interreail/Eurail Website).

 

Jetzt oder nie dachte ich und buchte im Überschwang auch gleich eine Unterkunft in Porto. So lange im Voraus waren die Ünterkünfte natürlich auch noch viel günstiger. 

 

Damit war klar, dass ich mich nicht mehr davor drücken kann. Trick 17 mit Selbstüberlistung! 

 

Denn eigentlich hatte ich mich mittlerweile immer mehr zurückgezogen und mich wahrscheinlich wie viele meiner Altersgenossen an einem ruhigeren und sich täglich wiederholenden Rhythmus gewöhnt. 

Schon lange war ich am Abend nicht mehr ausgegangen. Ich war lange nicht mehr Tanzen gegangen und meine einzige Bewegung war der Spaziergang durch den Wald in die Stadt. Zwar schrieb ich dort an meinen Büchern, um geistig rege zu bleiben, doch auch das fühlte sich eher nach entschuldigtem Rückzug an, denn als lebendiger Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt.

 

Nun hatte ich mich also erfolgreich überlistet und begann nach Routen entlang des Antlantiks und des Mittelmeers zu schauen. Die ersten Versuche auf der heruntergeladenen App von Interrail/Eurail waren frustrierend. Bei der Suche eingegebenen Strecken ergaben entweder keine oder für mich nützliche Ergebnisse.

Erste Hilfestellung und Inspiration fand ich bei Lasse Stolley, der seit mehreren Jahren im Zug lebt und arbeitet, in Facebookgruppen zum Thema Interrail und Youtube-Videos. Dort wurde mir auch die Seite Man in Seat61 empfohlen, in der die meisten hilfreichen Informationen zur Planung der Ziele, Verbindungen und Buchung der erforderlichen Sitzplatzreservierungen zu finden sind. 

Dass Andere ebenso verwirrt und überlastet von der Flut an Informationen und dem anfangs unüberwindlichen Berg an zu beachtenden Dingen waren, half mir auch diese Hürde zu überwinden. Denn zwischenzeitlich hatte ich schon überlegt, die Karte zurück zu geben (ist mit 7€ Zuschlag zum Preis möglich!) und mit dem Auto zu fahren.

 

Stück für Stück wagte ich mich vor und habe mittlerweile alle Züge, deren Reservierungen (soweit erhältlich) und die Zimmer in den Zwischenstationen von Straßburg bis Porto organisiert. 

Auch liebe Menschen, die mir in dieser Zeit meine Wohnung hüten, lüften, den Briefkasten leeren und die vielen Pflanzen lebendig halten habe ich glücklicherweise gefunden!

 

Einen Koffer (mit Rucksackriemen und Rollen) und einen Rucksack werde ich bis Samstag gepackt haben und Sonntag früh fährt mich mein Sohn Nico nach Appenweier, wo ich um 7.41 Uhr in den Zug nach Strasbourg steige und das Interrail-Abenteuer auf die Gleise verlege, die dann bis Mitte Juli meine dauernden Reisebegleiter sein werden.

 

Noch weiß ich nicht wirklich, wie oft, ob mit Bildern Videos oder Text dieser Blog für Euch weitergeführt wird. Ich hoffe, es gibt genug Interessantes zu berichten und es zeigt sich mir neben den Gleisen viel Schönes auf meiner Reise!

 

Wer Fragen zu einzelnen Beiträgen oder meinen Zielen hat, darf sie in den Kommentaren gerne stellen. Ich werde sie, so ich Internet habe und es kann, zeitnah beantworten.